Bevor die A1 CEV Beach Volleyball Europameisterschaften von 11. bis 15. August in Wien stattfinden, wurden in der 28-jährigen EM-Geschichte schon 39 verschiedene Beachvolleyball-Teams aus elf Ländern zu EuropameisterInnen gekrönt.
Bei einem Großteil der Veranstaltungen waren die Teams, die am Ende auf dem Treppchen ganz oben standen, schon im Vorhinein die Favoriten oder galten zumindest als Anwärter auf die Titel. Doch wie in jeder Sportart heißt es auch im Beachvolleyball unverhofft kommt oft und so gibt es auch bei Europameisterschaften immer wieder Teams, die Fans und Gegner völlig überraschen und sich einen unvorhergesehenen Sieg erkämpfen können.
Die EuroBeachVolley hat seine eigenen Geschichten von Underdogs, die am Ende alle überraschten und ganz Europa in ihren Bann zogen. Hier sind fünf davon:
1995- Michiel van der Kuip/Marko Klok
Die ersten großen Überraschungssieger gab es bei der dritten Auflage der Europameisterschaften, als die Niederländer Michiel van der Kuip und Marko Klok in Saint-Quay-Portrieux, Frankreich, nach einem Sieg über die Tschechen Milan Dzavoronok und Vlacav Fikar Gold holen konnten. Die beiden Niederländer waren eigentlich Hallenspieler und bestritten nur wenige Turniere am Sand. Ihr Sieg bei der EM 1995 kam nicht nur überraschend, sondern war auch der größte Erfolg des Duos im Beachvolleyball. Klok, derzeit Assistenztrainer der niederländischen Frauen-Hallennationalmannschaft, kann auf eine beachtliche Spielerkarriere zurückblicken mit Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und bei der Weltmeisterschaft 1994. Van der Kuip ist mit der Beachvolleyball-Europameisterin von 2018, Sanne Keizer, verheiratet und trainiert derzeit das belgische Team von Tom van Walle und Dries Koekelkoren, die in diesem Sommer in Wien, wie bereits ihr Trainer 1995, versuchen werden, mit einer Topplatzierung zu begeistern.
1996 – Marek Pakosta/Michal Palinek
Als einziges tschechisches Männerteam, das jemals die Europameisterschaften gewonnen hat, überraschten Marek Pakosta und Michal Palinek alle Zuschauer der vierten Auflage des Turniers in Rom, Italien. Obwohl die Tschechen bei den Olympischen Spielen im gleichen Jahr aufschlugen und auch in den Jahren zuvor schon zu den Stammgästen auf der World Tour zählten, war keines ihrer internationalen Ergebnisse so spektakulär, wie ihr Sieg in Italien- auch danach standen die beiden nie mehr gemeinsam auf dem Podium. Noch überraschender war vielleicht die Tatsache, dass die beiden, die sowohl am Sand als auch in der Halle aktiv waren, im Finale die Deutschen Jörg Ahmann und Axel Hager besiegen konnten, diese sollten vier Jahre später bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney Bronze holen. Pakosta ist dem Sport auch nach seiner aktiven Karriere erhalten geblieben und war Präsident des tschechischen Verbandes.
2006 – Alexandra Moiseeva/Natalya Uryadova
Zehn Jahre später war es für Alexandra Moiseeva und Natalya Uryadova an der Zeit, die Welt zu begeistern. Die Russinnen qualifizierten sich als 23. und somit vorletztes Team für das Turnier, blieben sechs Matches ungeschlagen und holten sich schlussendlich auch den Titel. Besonders beeindruckend an dieser Leistung ist, dass vier dieser sechs Matches gegen topgerankte Teams auf den Plätzen zwei bis vier bestritten wurden, darunter auch das Goldmedaillenmatch. Dieses konnten die Russinnen gegen die auf Nummer drei gesetzten Rebekka Kadijk und Merel Mooren aus den Niederlanden für sich entscheiden und sich dadurch den Titel sichern. Die damals 23-jährige Moiseeva und die 29-jährige Uryadova standen in den 50 Turnieren, die sie gemeinsam bestritten, nur ein weiteres Mal auf dem Podium und vertraten Russland auch bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking.
2009 – Inese Jursone/Inguna Minusa
Der Europameistertitel von Inese Jursone/Inguna Minusa 2009 war das bedeutsamste Ergebnis in der Geschichte des lettischen Frauen-Beachvolleyballs, bis sich Tina Graudina und Anastasija Kravcenoka zehn Jahre später zum ersten Mal für die Olympischen Spiele qualifizierten. Ihr Auftritt in Sotschi 2009 war schlichtweg märchenhaft, bis dahin konnten die Lettinnen nur einen fünften Platz als ihr bestes World Tour Ergebnis verbuchen – nach insgesamt 72 zusammen gespielten Events. Bei der EM selbst spielten die beiden gegen fünf Teams, die bereits an Olympischen Spielen teilgenommen hatten und gewannen alle. Ihr Finalmatch gegen die Deutschen Laura Ludwig und Sara Goller, die das Turnier sowohl 2008 als auch 2010 gewannen, ging als eines der denkwürdigsten Finals in die Geschichte des Turniers ein und endete erst im dritten Satz mit 17-15.
2017 – Nadja Glenzke/Julia Grossner
Bis heute ist es für viele Fans noch unerklärlich, wie Nadja Glenzke und Julia Grossner die 2017er Ausgabe der Europameisterschaften gewinnen konnten. Der Titel in Jurmala für die beiden Deutschen kam aus dem Nichts, auf dem Weg ins Finale besiegten die beiden die drei besten Teams ihres Landes, unter anderem auch die amtierenden Olympiasiegerinnen und kürzlich gekrönten Weltmeisterinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst im Viertelfinale. Die Saison 2017 war die einzige, die die beiden gemeinsam bestritten und sie schafften es auch nie wieder über einen neunten Platz auf der World Tour hinaus. So überraschend wie der Titelgewinn kam, so überraschend beendeten die damals 21-jährige Glenzke und die 29-jährige Grossner nach ihrem Triumph gegen die Tschechinnen Kristyna Kolocova und Michala Kvapilova ihre Karriere.